Vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung – Ab jetzt im Westpfalz-Klinikum möglich
Es gibt wichtige Neuigkeiten für Frauen, die von Gewalt betroffen sind.
Ab sofort bietet das Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern die Möglichkeit der vertraulichen Spurensicherung nach Vergewaltigungen und nach körperlicher Gewalt an. Dieses Projekt ist ein entscheidender Schritt, um Frauen zu unterstützen, wenn sie Opfer sexueller oder körperlicher Gewalt wurden – ohne sofort eine Anzeige erstatten zu müssen.
Was bedeutet vertrauliche Spurensicherung?
Nach erlebter Gewalt wie einer Vergewaltigung ist es oft schwer, direkt eine Entscheidung zu treffen, ob man die Tat zur Anzeige bringen möchte. Viele Frauen und Mädchen sind von den Ereignissen zunächst überfordert oder wissen nicht, ob sie diesen Schritt gehen können oder wollen.
Dieser Druck wird oft noch größer, wenn der Täter aus dem eigenen Umfeld kommt – sei es der Partner, ein Familienmitglied oder jemand aus dem Freundeskreis. Für viele ist es deshalb besonders schwer, den Schritt zu einer Anzeige zu wagen. Emotionale Abhängigkeiten, Angst vor Konsequenzen für die Familie oder das Gefühl der Scham machen die Situation noch belastender.
Genau hier setzt die vertrauliche Spurensicherung an: Nach einer Vergewaltigung oder nach körperlicher Gewalt können Beweise gesichert werden, die dann im Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikum in Mainz aufbewahrt werden. Es muss dafür keine Anzeige bei der Polizei erstattet werden. Das gibt Betroffenen die Zeit und den Raum, den sie brauchen, um in Ruhe über das weitere Vorgehen nachzudenken und auch Beratung zu suchen – ohne Druck. Sollte man sich später entscheiden, den Täter zur Verantwortung zu ziehen, sind die notwendigen Beweise bereits gesichert.
Wie funktioniert die vertrauliche Spurensicherung?
Wenn Sie Opfer einer Vergewaltigung wurden oder Ihnen körperliche Gewalt angetan wurde, können Sie sich an die gynäkologische Ambulanz im Westpfalz-Klinikum wenden, wo die Beweissicherung auch stattfinden wird.
Nach einer Vergewaltigung ist eine zuverlässige DNA-Spurensicherung noch 72 Stunden danach möglich. Aber auch danach können bei persönlichem Wunsch Spuren und Hinweise auf Gewaltanwendungen noch gesichert werden.
Wenn möglich melden Sie sich telefonisch an, dass Sie für eine vertrauliche Spurensicherung kommen möchten. Dann kann sich das Westpfalz-Klinikum auf Ihr Anliegen vorbereiten.
Die Beweissicherung umfasst eine medizinische Untersuchung, bei der die Betroffene auf Verletzungen untersucht wird, denn die Behandlung der seelischen und körperlichen Verletzungen hat oberste Priorität. Es werden dabei aber auch DNA-Spuren gesichert (z.B. durch Abstriche) und Fotos der Verletzungen zur Dokumentation gemacht. Daher ist es wichtig, sich nicht zu duschen oder zu waschen, auch wenn es schwerfällt.
Die Kleidung, die während der Tat getragen wurde, insbesondere auch die Unterwäsche, sollten ins Westpfalzklinikum mitgebracht werden. Darin können sich Spuren befinden, die auch gesichert werden können. Auch hier gilt: Die Kleidung nicht waschen!
Vorsorglich: Bringen Sie gerne frische Wäsche mit, die Sie dann nach der Untersuchung anziehen können.
Wichtig ist an erster Stelle Ihre medizinische Versorgung. Sie können sich im Westpfalzklinikum erkundigen, welche weiteren Maßnahmen direkt vor Ort möglich sind oder danach durch eine Ärzt*innen vorgenommen werden können. Im Falle einer Vergewaltigung geht es auch um Fragen zu möglichen Infektionen und einer ungewollten Schwangerschaft.
Wir wissen, wie schwer es ist, über solche Erlebnisse zu sprechen – besonders, wenn es um Menschen geht, die man kennt und denen man einst vertraut hat. Doch bitte denken Sie daran: Sie sind nicht allein, und es gibt Menschen und Hilfsangebote, die Sie unterstützen wollen – ohne Druck, ohne Zwang.
Sie entscheiden den Zeitpunkt – das Westpfalz-Klinikum sichert die Beweise.
Weitere Beratung unterstützt Sie bei den Fragen, wie Sie die erlebte Gewalt verarbeiten können und ob Sie Anzeigen erstatten möchtet. Hier finden Sie Beratungsstellen.