Stadtentwicklung/Stadtplanung


"Die Herausforderungen an den Klimawandel lassen sich nur durch einer breiten Palette an Maßnahmen, vor allem aber nur durch konsequente Zielverfolgung in vielen einzelnen Schritten erreichen."

(Elke Franzreb, Leiterin des Referats Stadtentwicklung)
 

Ein wesentlicher Steuerungsfaktor zur Anpassung an den Klimawandel ist der zu reduzierendeVerbrauch neuer, bislang unbebauter Flächen. So sieht bereits der Flächennutzungsplan 2025 eine zurückhaltende Ausweisung neuer Bauflächen vor. Der Schwerpunkt der neu vorgeschlagenen Bauflächen liegt auf Stadtumbauflächen, wie der Revitalisierung des ehemaligen Pfaffgeländes oder der Nachnutzung der Flächen südlich des Fritz-Walter-Stadions auf dem Betzenberg. Auch die "Quartermaster-Kaserne" ist im Hinblick auf eine Wiedernutzbarmachung zu nennen.

Ein weiterer Baustein zur Steuerung der Anpassung an den Klimawandels ist das Baulückenkataster, so Birgit Hach von der Bauleitplanung. Hierdurch werden Potenziale zum Bauen innerhalb von bereits erschlossenen Flächen aufgezeigt. Die von der Stadt im Rahmen des „Raum+“ Projekts erfassten Baulücken belegen im Monitoring, dass eine zurückhaltende Flächenausweisung zu einer deutlichen Überprüfung der Eignung von Baulücken für eine potentielle Bebauung anstelle der Entwicklung von Neubaugebieten auf der „grünen Wiese“ geführt hat.

Mit einer weiteren Untersuchung wurden zwischenzeitlich systematisch im ganzen Stadtgebiet Innenpotenziale für das Wohnen nach stadtplanerischen, infrastrukturellen und ökologischen Aspekten analysiert. Die Ergebnisse sollen der Öffentlichkeit vorgestellt werden und bei Interesse von Eigentümer*innen und Anlieger*innen aufgegriffen werden.

Dass beim Klimawandel nicht nur die Bebauung betrachtet werden kann, sondern auch die Erhaltung und Weiterentwicklung der Freiflächenvon entscheidender Bedeutung ist, darf, wie Joachim Wilhelm, Abteilungsleiter Stadtplanung ausführt, ebenso nicht außer Achtgelassen werden. So sind nicht alle unbebauten Flächen für eine Bebauung geeignet. Mit der vom Stadtrat zwischenzeitlich beschlossenen Grün- und Freiflächengestaltungssatzung werden stadtweit freiraumbezogene Standards gesetzt und damit effektive Regelungen z.B. gegen Schottergärten und für eine adäquate Begrünung aller Bauvorhaben verbindlich gemacht.  Bei der Prüfung von Bauanträgen wird daher nach Information von Sibylle Klein, aus der Bauberatung im Referat Stadtentwicklung auch ein intensivers Augenmerk auf die Klimaverträglichkeit der Vorhaben gerichtet.

Weiterhin haben sich in der Praxis die Standards bei der Erstellung von Bebauungsplänen geändert. Neben der Vorbereitung einer geordneten Entwässerung, sind die Betrachtung von Starkregenereignissen und die Freihaltung von Abflusswegen zur regelmäßigen Aufgabe bei der Bebauungsplanerstellung geworden. Mit einer Festlegung einer Mindesthöhe des Erdgeschosses über Straßenniveau werden Schäden durch Überschwemmungen vermieden.

Auch kleinklimatischen Faktoren sind bei der Entwicklung eines Bebauungskonzepts von wesentlicher Bedeutung. Standen in der Vergangenheit die Zu- bzw. Abluftbahnen der Kalt- und Frischluft in der Diskussion darüber, ob betroffene Flächen bebaubar sein könnten oder nicht, so sind heute zusätzlich die Effekte der Überhitzung von Siedlungsflächen nochmals eigenständig zu betrachten. Mit der laufenden Aktualisierung des städtischen Klimagutachtens wird hier eine wichtige Grundlage gelegt.

Stets sehr sorgfältig muss die Nutzung der Dachflächen für Regenrückhaltung, Begrünung und Solarenergienutzung in den jeweiligen Plangebieten betrachtet werden. Es handelt sich dabei um drei unterschiedliche Anforderungen, die eigenständig begründet werden müssen. In einzelnen Flächen kann eine Begrünung wichtiger sein als die Solarenergienutzung. In Gewerbegebieten ist durch das rheinland-pfälzische Solargesetz bereits eine Vorgabe zur Solarenergienutzung verbindlich. Mit einer städtischen Regelung kann das Verhältnis zur Dachbegrünung konkreter gesteuert werden.

Im Zuge der Städtebauförderung stehen Stadtquartiere mit besonderem Handlungsbedarf im Fokus. Als Thema sind dabei Straßenumgestaltungen mit dem Ziel der Umfeldaufwertung, gekoppelt mit den Ideen derSchwammstadtzu benennen. Bei relativ engen Straßenräumen in der Stadt Kaiserslautern, einer Vielzahl von Leitungen im Untergrund, insbesondere mit den bestehenden Fernwärme- und Gasleitungen, erfordert dies intensive Abstimmungen und Zusatzinvestitionen für Leitungsverlegungen, um die Begrünung der Straßenzüge auszuweiten.

Die Verkehrsvermeidung durch die Sicherung einer wohnungsnahen Nahversorgung ist das wesentliche Ziel der aktuellen Einzelhandelskonzeption, die Fehlentwicklungen an falschen Standorten verhindern und dadurch die Zentren der Nahversorgung in den Wohnlagen sichern soll.

Ressourcenverbrauch und Materialkreisläufe werden ebenfalls immer wichtiger. So laufen intensive Vorarbeiten bei der Entwicklung des Pfaffgeländes, um geeignete Massen aus Erdarbeiten bei den Infrastrukturmaßnahmen wieder zu verwenden, so z.B. Betonrecycling für den Straßenunterbau, Einbau in Gabionenwänden und die Verwendung unbelasteter Böden für Geländegestaltungen. Eine  Gestaltung der Sitzmöglichkeiten im Pfaffgelände mit Recyclingbaustoffen wird ebenfalls vorbereitet.

Neben der Bearbeitung von städtischen Stadtplanungsprojekten ist eine referatsübergreifende Zusammenarbeitu.a. in der AG Klimaanpassung, z.B. bei der gemeinsamen Sichtung von Informationen aus den Öffentlichkeitsprozessen wichtig, so beispielsweise die Auswertung der gemeldeten Hitzeflächen und die Ableitung möglicher Kompensationsmaßnahmen.

Zu erwähnen ist weiterhin eine Vorarbeit für diekommunale Wärmeplanung. Hierzu wurde durch die Abteilung Stadtplanung für das gesamte Stadtgebiet die Gebäudetypologie erfasst. Aktuell werden den Flächen noch die Entstehungszeiträume zugeordnet.

Viele der zuvor genannten Themen werden in das gesamtstädtische Integrierte nachhaltige Stadtentwicklungskonzept (INSEK) einfließen, zu dem das Referat Stadtentwicklung unterschiedliche Vorarbeiten geleistete hat und nun mit einem beauftragten Büro der eigentliche Prozess gestartet werden kann. Hierbei sollen durch verschiedenen Beteiligungsformate mit den Einwohnenden der Stadt Kaiserslautern gemeinsam die Leitlinien  für eine zukünftige nachhaltige Entwicklung gefunden und Leitziele und Umsetzungsmaßnahmen fixiert werden.

Mit dem Auslaufen der Städtebaufördergebiete Sozialer Zusammenhalt Innenstadt West und Aktives Stadtzentrum gilt es, Vorbereitungen für künftige Städtebaufördergebiete mit anderen Schwerpunktsetzungen zu treffen. Neben den Hinweisen aus den Straßenzustandskarten und den daraus abgeleiteten Handlungsbedarfen werden Potenziale zur Entsiegelung und zur Verbesserung der Begrünung gesucht, um die Stadt auf die Anforderungen des Klimawandels anzupassen. Meike Steuer, zuständig für die Städtebauförderung, erläuterte hierzu, dass alle Teilmaßnahmen auf ihre Beiträge zur Anpassung an den Klimaschutz überprüft werden müssen und höhere Begrünungsanteile oder Regenwasserrückhaltung durch multifunktionale Nutzungen immer wichtiger werden.