Tägliche Lyrik

Alexander Benra

Der Atem, den die zwei Männer ausstießen, vermischte sich mit dem Nebel zwischen den Gräbern. Die
tief ins Gesicht gezogenen, löchrigen Hüte verdeckten ihre Augen. Als der Größere den Spaten ansetzte,
prallte das Werkzeug mit einem metallischen Klirren von dem fest gefrorenen Boden ab.

»Sacra! Müssen wir die Leiche gerade bei so einer Saukälte ausgraben?!«

Anton ließ den Spaten los und schob die kalten Hände in seinen Mantel. Er brauchte dazu nicht nach
Taschen suchen, denn trotz der vielen Flicken auf dem Stoff waren da noch genug Löcher, durch die er
seine großen Hände stecken konnte. Missmutig betrachtete er die Wölkchen seines Atems.
Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Mitten in der Nacht auf einem Friedhof eine Leiche
auszu graben. So etwas machte man aus guten Gründen nicht. Niemand durfte die Totenruhe
ungestraft stören. Er bekreuzigte sich.

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